Pyromusic, 2013
Ja, in gewisser Weise stimmt es: Rap ist ein bisschen wie Kasperltheater: Die MCs sind mit allen Wassern gewaschen sowie die Größten und Eiskältesten. Und das Kasperle ist ein grundguter Kerl, der Gendarm vertrottelt, das Krokodil gerisssen und Seppel der gutmütig-kleingeistige Buddy. Aber nun ist Kasperltheater nicht gleich Kasperltheater, wie eben auch Rapmusik nicht gleich Rapmusik ist.
Als 2003 das Albumdebüt der Puppetmastaz erschien, waren Idee und Umsetzung dieses Creature Funks wirklich frisch. 2010 kam der Split – es zeigte sich, dass die weltlichen Probleme der Puppen die selben von uns Humanoiden sind. Nun sind sie wieder da: wiedervereint, konzeptionell ins All abgehoben, »Revolve and Step Up!« auf dem Banner tragend. Die Beats rollen mit maschineller Präzision nach vorn, immer schön auf Eins und Drei, während Synthies und Samples für eine losgelöste Outer Space-Stimmung in die Presche schlagen sollen. Tun sie aber nicht. Auf Albumlänge leisten sie genauso wenig für eine atmosphärische Sci-Fi-Kulisse wie die zahlreichen Puppen mit Leben ausgestattet sind, um ein solches auch raptechnisch artikulieren zu können.
Der Track »Crystal Castle« ist dabei programmatisch für das Album: amtlich produziert, bodenständig poppig, aber nicht deep genug, um nachhaltig zu fesseln. Zwar gibt es mit »Ultra Poncho« einen Höhepunkt: scharfe Kicks und Snares, ein cool groovender Basslauf, effektvoll eingesetzte Samples und Orgeltöne, Rapskills wie die eines eines frühen Everlast, der mit Busta Rhymes und ODB kokettiert, keine nervige Bridge. Da der Song innerhalb der Playlist jedoch Ausnahme bleibt, fehlt es der LP entschieden, um auf Augenhöhe neben Deltron 3030, Busdrivers »Black Astronaut«, Schlupp vom grünen Stern und Jim Hensons Schweinen im Weltall zu bestehen.
Die Rezension erschien ursprünglich im hhv.de-mag.

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